Montag, 10. Juni 2013

Making of Bombendrohung!

BOMBTHREAT – Back from Oblivion [The untold graveyard stories]

Direkt in Fresse, Ohr und Auge!
Musik bereichert das Leben ungemein – egal was andere vom eigenen Musikgeschmack halten und wie laut oder leise es aus den Boxen wummert! Und wie schön ist dann noch, wenn man als Gestaltungsonkel die einzigartige Möglichkeit erhält, musikalischen Ergüssen ein Gesicht zu geben?! Unfassbar schön!
Resultate zählen!

Vorgeschichte.
Der nähere Bekannten- und Freundeskreis schmückt sich mit allerhand Hobbys und Freizeitaktivitäten – wen wundert es da, daß auch ein Musizierender unter diesen Personen ist, der seit Jahren in einer anhaltischen Death-Metal-Combo den Bass zupft und den Zusatzvokalisten gibt. Besagte Band heißt BOMBTHREAT und spielt seit 1995 Oldschool-Deathmetal. Und seit geraumer Zeit (um ehrlich zu sein, seit gefühlt anderthalb Jahren) war die Rede davon, mal ein neues Album aufzunehmen: richtig professionell im Tonstudio mit allem drum und allem dran! Nicht daß die bisherigen Tonträger schlecht waren – doch auch Oldschool-Deathmetal verträgt nach 18 Jahren Praxis etwas mehr als oldschoolig klingendes, selbstaufgenommenes Klangwerk für den eingefleischten Lauscher.
So begaben sich die fünf Bombthreat-Mannen zu Beginn diesen Jahres auf eigene Kosten in ein professionelles Studio um ihre neue Langspielrille einzuprügeln! Nachdem die Musik mit Expertise im Kasten bzw. auf Tonträger gebannt war, lag es nahe dem Album auch ein entsprechendes Äußeres zu geben...
Ohne an dieser Stelle hämisch oder schadenfreudig zu werden: der erste Versuch dies zu bewerkstelligen ging erstmal in die Hose. Da Details und Namen besser nicht genannt werden sollten, reichen folgende Stichworte für eine grobe Umschreibung der erfüllten Tatbestände des ersten "Werks" des zuerst erwählten "Künstlers": Plagiat, Copy'n'Paste, Urheberrechtsverletzung, Geld-zurück-sonst-Kloppe...
Meinereiner wurde Mitte März kontaktiert, mal die bisherigen Gestaltungen und allen voran das "originelle" Coverartwork zu begutachten und wurde skeptisch. Als in Grundzügen relativ paranoider Mensch beargwöhnte ich das pixelige Gemälde, welches den Tonträger frontal zieren sollte. Und nach eingehender Recherche konnte ich feststellen, daß die guttenbergsche Arbeitsweise auch hier Einzug gehalten hatte. Um es abzukürzen: Via Email warnte ich vor der Nutzung des angeblich eigens für die Bombthreater angefertigten Bildes und schickte gleich noch ein paar Links zum Original mit – der betrüger war raus und ich hatte einen neuen sehr interessanten Auftrag mehr! Hurra!

Steine, Steine, Steine!
Wir haben da schon Ideen!
Wünsche, erste Vorstellungen und halbdurchdachte Ideen sind die halbe Miete bzw. Gold wert – so auch in diesem Fall. Genretypisch sollte es etwas schön Morbides sein, mit ordentlich Schädeln, netten Leichen, gruseligen Gemäuern und schaurigen Szenerien und allem was noch dazu gehört. Der Jugendschutz sollte gleichzeitig auch noch beachtet werden und alles in einem schlüssigen, nahtlosen "Stil" erscheinen, der die professionelle Musikproduktion auch optisch abrunden sollte. Vorhanden waren schon ein grobes, eher laienhaft gestaltetes Layout für das Booklet und ein paar Fotos von Treppen etc.
So ging ich ganz und gar so vor, wie ich es mal gelernt bekommen habe: Ideen sammeln, viele Skizzen anfertigen, Referenzmaterial und Informationen sammeln und alles immer einer Gegenkontrolle durch den bandintern eingeteilten Verantwortlichen unterziehen lassen. Prickelnd war auch der Zeitdruck, alles umgesetzt zu bekommen: etwa 2 bis 3 Wochen waren veranschlagt und es hat (da greif ich vor im Text) gereicht von der ersten Skizze bis zur Auslieferung der fertigen Drucksachen.

Eintreten, hinsetzen, Fresse halten!
Wird schon...
Den Zeitdruck und die Kreativität im Nacken machte ich mich ans Werk und gab den Ideen ein knöchernes Gesicht. Zur Umsetzung des Hintergrundmotivs auf dem Cover konnte ich auf einen Fundus eigener Fotos der Burg Saaleck vom letzten Jahr zurückgreifen, um daraus die entsprechenden Mauerwerke zu extrahieren und zu verwursten. Freistellung, Transformationen, Farb- und Formkorrekturen etc. beanspruchten die meiste Zeit und Speicherplatz. Nachdem dann noch eine Reihe frei verfügbarer Schädelbilder, aufs krudeste nachbearbeitet, eingebaut waren, konnte ich mich um die Ausarbeitung des Layouts kümmern.
Prämisse dabei war: Bilder sagen mehr als Worte! Was mir dabei sehr entgegen kam, war die verschwindend geringe Textmenge, die im Booklet gesetzt werden musste. Die Titelliste, ein zentrales Motto und die Credits...das war's. Blieb also mehr Platz für Bilder und ich kombinierte zu den bereits bestehenden Fotos collagenartige Bildkompostionen, die die einzelnen Songtitel mehr oder weniger gut symbolisch repräsentierten. Zentral ist hier, nicht nur was die Postion betrifft, die Doppelseite in der Mitte zu nennen. Hier kommt alles zusammen und diese Bildcollage der gruseligeren Art kann auch gut und gern allein stehen.
Die weitere Ausgestaltung des Frontcovers ging parallel weiter, denn es fehlte noch die zentrale Figur bzw. Figurengruppe, die dem Albumtitel ein würdevolles Antlitz geben sollte. Hierfür bemühte ich wegen des scheinbaren Zeitdrucks eine Mischung aus gescannten eigenen Vorskizzen und schemenhaft collagierten Einzelelementen verschiedenster Quellen, die man sowieso nicht mehr nachvollziehen könnte. Diese dünne Basisskizze habe ich dann auf kräftigerem Tonpapier ausgedruckt und um Bleistiftkonturen und Zusatzelemente erweitert, um mir die Ausarbeitung der Mitteltöne sparen zu können und mich ganz auf Linien, Tiefen und Lichter zu konzentrieren. Das Zeichnen selbst war dann Handarbeit mit schwarzem Kugelschreibern sowie Finelinern unterschiedlicher Stärke, schwarzem und weißem Buntstiften, Textmarker und halb ausgetrocknetem Filzstiften. Da ich das fertige Ergebnis dann eh scannen und nachbearbeiten würde, war es egal, wie schrecklich bunt das dieses Original tatsächlich war...und ist.

Stell mich frei...!
Es fügt sich zusammen, was zusammen gehört.
Nachdem ich die stets enervierenden Freistellarbeiten an meiner Zeichnung fertig hatte, passte ich die Helligkeiten, Kontraste und Tonwerte sowie Effekte zuerst ohne Farben an den Rest der Gestaltung an und schlussendlich konnte ich alles arrangieren, wie ich es mir vorstellte. Da Bombthreat ja eher OldSchool-DeathMetal spielen, wagte ich keine avantgardistischen Experimente – alles sollte einfach wirken, aber gut gemacht. Richtig oldschoolig wäre ja ein komplett schwarz-weiß-gehaltenes, handgezeichnetes Cover und Booklet gewesen – aber im Angesicht der Qualität der Musikproduktion, schien mir und dem Band-Ansprechpartner dieser radikale Schnitt im Gesamtkonzept zu heftig.
Beim Thema Gesamtarrangement war wichtig, daß dabei die Farbgebung einheitlich sein sollte. Da man sich an Blutrot und Fäulnisbraun schon fast satt gesehen hat, experimentierte ich mit Graublautönen und entschied mich für eben jenes Blaugrau, welches die ganze Gestaltung monochrom in so ein kaltes, beängstigendes Licht taucht.
Nach Rückkopplung und Einholen der Meinungen seitens der "Auftraggeber" sowie Nachkorrektur der einzelnen Bilder, war es dann aber in rekordverdächtiger Zeit geschafft und der fertige Druck konnte auch begeistern, obgleich ich mir in der Zwischenzeit Gedanken machte, ob es so werden würde, wie geplant...: BOMBTHREATs Back from Oblivion [The untold Graveyard Stories] war fertig!
Und weil die Erstellung von Albumcovergestaltungen und Druckdaten so schön ist, wurde dann zur regulären Jewelcase-Gestaltung noch eine Digipack-Light-Diät-Version nachgeschoben für die offizielle Record-Release-Party Anfang Juni – Pappe ist edler als man denkt!

Das nächste mal dann rosa!

Zieh dir mal was Ordentliches an!
Wie es sich für wahrhaftige Metaller gehört, braucht es auch was zum Anziehen, um das Gesamtpaket für den bandeigenen Merchandise-Shop komplett zu machen. Entwurfsweise erstellte ich spaßeshalber einen einfachen weiß-auf-schwarz-Entwurf und einen farbigen. In die Siebdruck-Produktion ging dann der "bunte" – kleidsam, aber nicht massenkompatibel! Die Album-Veröffentlichungs-Party am 08. Juni 2013 hätte kommen können...!

Sein oder Nichtsein: Endprodukt und Prototyp.

Rentner werden bevorzugt.
Leider, leider hat es nicht sein sollen...kurzfristig und unter sehr obskuren Umständen ist die große Record-Release-Party am 08. Juni 2013 in Aschersleben abgesagt worden. Die Ausschmückung der Gründe, warum und wieso es dazu gekommen ist, trete ich hier und heute nicht breit – wen es interessiert, der kann sich auf den untenstehenden Links belesen. Nur soviel: Mancher Amtsschimmel gehört mal ordentlich geschlachtet.

3 Kommentare:

  1. sehre jut geschrieben und hoch interessant, vielen dank.

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  2. Danke, Danke, Danke! :-D
    Das alles hat viel Spaß gemacht und ich würd es immer wieder gern machen!

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