Montag, 30. September 2013

Planfisch-Kalender 2014: Making of. [7]

Oktober: 20.001 Meilen unter dem Meer

Tiefer! Tiefer! Tiefer!
Es bleibt fantasievoll und feuchtfröhlich maritim: Wer den Planfisch-/Fischplan-Blog verfolgte bzw. durchforstet, findet unter der Rubrik "Ausflüge in die Dreidimensionalität" Beiträge über ein privates Projekt von mir, welches die einigermaßen glaubwürdige Darstellung des Nautilus zum Ziel hatte. Fernab von den beeindruckenden, aber doch verfälschten Darstellungen quietschbunter Verfilmungen – allen voran Walt Disneys Film von 1954 – stellte ich mir über einen längeren Zeitraum die Aufgabe, anhand der in Jules Vernes Roman nachzuschlagenden Beschreibungen des Uboots, eine eigene 3D-Version zu konstruieren, die sich eher an historischen, technisch und wissenschaftlich korrekteren Vorbildern orientiert und nicht in Kitsch und Firlefanz verfällt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Frau S.V. fand die Ergebnisse wunderbar und so tauchte meine Interpretation des Unterwassergefährts ein in unseren Kalender. Mit anderen Kalenderbildern vergleichbare Arbeitsschritte waren zu erledigen, bevor der Nautilus auf Tauchfahrt gehen konnte: Erstellung, Nachbearbeitung und Ineinanderfügen vieler Export-JPGs unterschiedlicher Ansichten ein und der selben Perspektive, Regulierung von Schatten, Einarbeitung von zusätzlichen Texturen, Lichtern, Unschärfen und Lichtreflexen und so weiter.
Herausfordernd war dann die Einbindung des Boots in das konstruierte Unterwasserszenario: Der kavitierende Schraubenpropeller sollte Blasen wirbeln, der Suchscheinwerfer einen Teil der umgebenden Tiefseelandschaft erhellen und im Großen und Ganzen sollte es auch noch die verspielte Art der Kompostion alter Grafiken aus dem 19. Jahrhundert widerspiegeln. Das bedeutete, zahlreiche Photoshopebenen aufeinander abzustimmen, nicht den Überblick zu verlieren und quasi immer "Unterwasser zu denken": Texturen und Fotografie von Gegenständen und Oberflächen, die teilweise wirklich nichts mit dem Meer zu tun haben, wurden beispielsweise für den Hintergrund verbaut und umfunktioniert, bis sie passten. Und da das Meer selbst in großen Tiefen ein Raum voller Leben ist, gehörten noch allerlei Tiere dazu. Erwähnenswert sind hier zwei Guppys von S.V., denen an dieser Stelle ein herzlicher Dank ausgesprochen sein soll, daß sie die Zeit und Muße fanden für dieses Werk zu posieren.
Zum Abschluss durfte sich S.V. noch etwas an meinem Werk austoben und etwas mit den Farben spielen und so dem Erzeugnis letzten Schliff verleihen – danke!

(D.P.)

Montag, 23. September 2013

Planfisch-Kalender 2014: Making of. [6]

November: Rotoskop

Bastelstunde!
Do it yourself! Ein Motto, das ich befolge, so oft es geht. Denn Selbstgemachtes eröffnet neue Blickwinkel auf alltägliche Gegenstände und es macht zufriedener. Der Gang in den Baumarkt und die dort zu findenden Handwerkzeuge und Kleinteile eröffnen so ungeahnte Möglichkeiten und auch der Blick in die heimische Werkzeugkiste entlockt mir Ideen. Im Planfisch-Kalender 2014 habe ich zwei Bilder erstellt, die genau diese Lust am Umgestalten bzw. Umfunktionieren alltäglicher Gegenstände illustrieren. Eines davon ist, neben dem Mechasquito-Bild im Mai, das November-Bild: Von D.P. spontan "Rotoskop" getauft, ähnelt es dem Schimmelreiters Erbe-Bild im Juli nur unter anderen Vorzeichen. Mein gut bestückter Werkzeugkasten hielt also her und Schrauben, Nägel, Bohrköpfe und andere Kleinteile wurden von mir fotografiert und einmal anders verwendet.

She's a Material Girl.

Die Schönheit von Alltags- und Gebrauchsgegenständen reizte mich schon oft und in Verbindung mit Draufsichten, symmetrischen Anordnungen und schematischen Illustrationen entwickelte ich eine bunt gemischte Collage aus Dingen, die nicht unbedingt zusammen gehören. Wichtig war mir dabei, nicht konsequent eine Symmetrie zu erzeugen, sondern diese zu durchbrechen, um nicht langweilig zu werden. Die entstandenen neuen Zusammenhänge und Formen sind spannend und es machte Spaß (bis auf die langwierigen Freistellarbeiten) mit dem Inhalt der Bastelkiste zu spielen.
Abgerundet habe ich mein Werkzeug-Totem noch mit einer zentral platzierten Blüte, da mich der Gegensatz zwischen Mechanischem und Belebtem fasziniert und alles meiner Meinung nach noch blickfangender wirkt.
Und so ist in meinen Augen ein echter Hingucker entstanden, der Einfaches und Gegenständliches seiner normalen Bedeutung entreißt und eine neue verleiht.

(S.V.)

Mittwoch, 18. September 2013

Planfisch-Kalender 2014: Making of. [5]

August: Laufmasche
Gefühlsecht, reißfest und transparent!

An der Masche, sich dem Sex-sells-Trend zu unterwerfen, kommen auch wir nicht wirklich vorbei. Bei diesem Manövrieren mit dem Sexappeal als Werkzeug zur Erregung von Aufmerksamkeit ist es wichtig nicht ins derb Schlüpfrige abzudriften. Und ebenso wichtig ist meiner Meinung nach die Fokussierung auf besondere Details wenn es um das Spiel mit nackter Haut geht. Sei es ein Leberfleck oder Muttermal an einer bestimmten Stelle, besondere Kurven oder ein einzigartiger Blick – es braucht nicht immer gynäkologische Blickwinkel, um Erregung anzuregen.

An dieser Stelle aber erstmal ein besonderer Dank an das Modell für diesen einen, eher zufällig und spontan entstandenen Schnappschuss im Gegenlicht eines Nachmittags!

Schnell hatte ich, im Gegensatz zu anderen Motiven des Kalenders, eine konkrete Idee, was am Ende rauskommen sollte. Ich hatte ein wunderbares Foto, ich spielte mit unterschiedlichen Schärfegraden, um die zerrissene Kunstfaserstruktur der Strumpfhose herauszuarbeiten und verband unterschiedliche Schwarz-Weiß-Verläufe, um die verschiedenen Hautpartien zu strukturieren. Ein weißer, strahlender Hintergrund reduzierte dieses Bild dann aufs Maximum, nur kontrastiert vom drüber gefilterten Blau der Bildfigur. Oder kurz gesagt: schöner Arsch.
Etwas beängstigend empfand ich dann nur den Teil des Konzepts, bei dem die mechanische Spinne ins Spiel kam. Grübelnd skizzierend und über Skizzen grübelnd, rätselte ich, ob es besser wäre das kleine Ding besser von Hand zu zeichnen oder es mittels 3D-Programm zu erstellen. Letztlich entschied der Wille zum guten Ergebnis – ich bastelte anhand kleinerer Handzeichnungen und Fotografien von echten Spinnen sowie Nähmaschineneinzelteilen – irgendwie passend – erst ein prototypisches Bein zusammen, welches in der Gelenkstellung mehrfach verstellbar in einzelne Baugruppen unterteilt war, um dieses dann entsprechend meiner Vorzeichnungen in achtfacher Ausführung anzuordnen. Einhundertprozentige Zufriedenheit mit dem Ergebnis konnte ich zwar nicht erreichen, aber auf dem Bild wären die mich störenden Details eh nie erkennbar. Der alle Beine zusammenhaltende Spinnenrumpf ist als letztes entstanden. Die Idee, diesen mit einer Art dieselpunkigen Schornstein zu verzieren, ließ ich bald fallen, da dies der Mechaspinne die markante Silhouette beraubt hätte.
Ähnlich wie bei einigen anderen Kalenderbildern mit 3D-Komponenten folgte das mühsame Ineinanderarbeiten der einzelnen Export-JPGs mit stupider Freistellerei und Feinjustierung der Schatten und Unschärfen. Und da eine Spinne typischerweise mittels eines Fadens ins Blickfeld hangelt, folgte noch die Konstruktion des Spinnwerks mit Schlaufen durch die einzelnen Beine der blechernen Achtbeinigen.
Am Ende stand das Ineinanderfügen von Spinne und Po – und da letzterer schon bläulich war, folgte die Spinne eben mit ins Blaue.
(D.P.)

Donnerstag, 12. September 2013

Planfisch-Kalender 2014: Making of. [4]

August: Appetizer

Flower Power Flower!

Eine Feststellung zuerst: PinUps find ich toll! Das war so, ist so und wird (denk ich) auch so bleiben. Gleiches trifft auf Pünktchen-Muster und die Farbe Rot zu. Was lag also näher, als eine bisher ungenutzte Vektorgrafik von D.P., die mal für eine Mintastique®-Aktion entworfen wurde, zu nutzen. Was bei unserem Kunden keine Verwendung fand, sollte also uns nutzen.
Welche Vorlage der geschätzte Kollege auch immer hatte – die Figur ist chic, nicht zu komplex in ihrer Umsetzung und passte für das, was ich damit vorhatte.
Um die kleine Mademoiselle noch blumiger zu machen, kombinierte ich sie mit Bildern von Mohnblumenblütenblättern – eine blumig-rote Sache! Aber wie genau, das war noch abzuwarten. Durch eher willkürliches, ja fast planloses Hin- und Herschieben der Blüten und Blätter kam mir dann die Idee, die einzelnen Blütenblätterchen ähnlich wie ein Flamenco-Rock anzuordnen. Mit einer kleinen Mohnblüte im Haar wurde das Ganze dann richtig rund und ergänzte den eher grafischen und gerasterten Hintergrund. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und interpretiert das PinUp-Thema mal auf eine andere Art und Weise.

(S.V.)

Mittwoch, 11. September 2013

Planfisch-Kalender 2014: Making of. [3]

März: Waschtag

Augen auf beim Spazierlauf!

Es bleibt fluide im übertragenen Sinn – denn es ist Waschtag! Da man einen Teil meiner Ahnen auf dem Land suchen kann und es dort früher üblich war nach Abmarsch des Winters groß Reine zu machen, versteht es sich von selbst, schmutzige Wäsche mit dem Monat März wieder blütenweiß zu spülen! Der Faible für alte Fotografien (wo ich immer denken muss, wie surreal doch diese schwarz-weiß-vergilbten, längst toten Gestalten aus einer anderen Zeit wirken) und marode, runtergekommene Gemäuer verleitete mich für dieses Blatt eine Zusammenstellung verschiedenster Elemente zu konstruieren. Ein paar Spaziergänge durch den leipziger Norden, bewaffnet mit einer Kamera, ein Fundus lizenzfreier Texturen und Fotografien und ein Blick in familieneigene, uralte Fotoalben ergaben eine prächtige Materialbasis. Nervenaufreibend gestalteten sich dann vor allem die Freistellungs- und Kompositionsarbeiten, um alles so zu platzieren, zu schattieren und korrigieren, wie ich es mir in albtraumgeschwängerten Nächten nicht träumen hatte lassen. Die Gefahr, beim Werkeln an einen toten Punkt zu gelangen, war bei diesem Bild besonders groß. Denn eigentlich war die Idee eine andere: Kollegin S.V. schwärmte von einer Collage, die nur aus vielen Fenstern unterschiedlicher Qualität bestehen sollte. Nun ist aber gerade die Fotografie von Fenstern so eine Angelegenheit für sich: perspektivische Verzerrungen kommen nämlich schon beim Hochparterre zum Tragen und jede weitere Etage bewirkt, daß die perspektivischen Korrekturarbeiten im Photoshop komplett ausufern. Also wählte ich einen Mittelweg und verband die Idee von S.V. mit meinem Faible fürs Alte und Ramschige. Herausgekommen ist dabei ein perspektivisch zwar nicht ganz einwandfreies Bild, welches aufgelockert durch grafische Elemente und Trennungen im Aufbau dennoch viel Raum lässt, um zu entdecken und in diesem finstren Hinterhof eine Runde spazieren zu gehen, vorbei an der auf die Mauer projizierten Wäscherin...es duftet nach alter Bleiche.

(D.P.)

Dienstag, 10. September 2013

Ausflüge in die Dreidimensionalität. [15]

Kompakt und Potent.
Zeig mir alles, Baby...

Fliegende Untertasse mit drei Zylindern dran – so oder ähnlich lässt sich die originale Enterprise der Fernsehserie aus den 60er Jahren beschreiben. Für die damalige Zeit sicherlich ein innovatives Design, fernab von den damals noch üblichen Raketenraumschiffen, UFOs und anderem Trallala, birgt diese Gestaltung doch irgendwie den Keim von Skepsis an der Stabilität der fiktionalen Konstruktion. Zwar gibt es im Weltraum weder Luftwiderstand noch dazugehörige Balken, die da was abknicken könnten, doch durch das schiere Eigengewicht würden die durch Beschleunigungen auftretenden Trägheiten der einzelnen doch sehr zierlich ausgelegten Hüllensegmente Brüche entstehen und dem ganzen den Garaus machen, bevor auch nur eine fremde Welt entdeckt wäre. Der Star-Trek-Technik-Kosmos bietet zwar einer Deus ex Machina gleich die Ausflucht in irgendwelche ominösen Kraftfelder, die diese physikalischen Effekte dämpfen sollen, doch bleibt man auch als großer Freund der Serie skeptisch. Und da ich mich zunehmend – je oller, je doller – für den harten Hintergrund der tatsächlichen Machbarkeit eines solchen Objekts interessiere, sah ich die Möglichkeit ein alternatives Design zu konzipieren, welches weniger fragil und instabil wirkt, als die berühmte große "E".

Es bummst gleich...

Mein fiktionales Konzept für ein an die klassische Optik angelehntes Star-Trek-Weltraum-Vehikel sah ein kompaktes, gar bulliges Layout der einzelnen Komponenten vor, welches Stabilität und Robustheit suggerieren sollte. Der Verzicht auf die schon traditionelle "Untertassensektion" und dem üblichen Spiel mit den variabel anzuordnenden Antriebsgondeln und sekundären Rumpfsektionen, machte den Weg frei für ein "geschrumpftes" Design: Ein im Grundriss rechteckiger Rumpf, profiliert in Anlehnung an die herkömmliche Form, mit asymmetrischen Elementen, um das Teil etwas aufzulockern. Diese Hülle beinhaltet dann alles, was im Enterprise-Universum wichtig ist: Impulsantrieb, Manövrierdüsen, Raumfährenstartrampe, Lagereinrichtungen, Sonden- und Torpedoabschussrohre, Phasergeschütztürme, Maschinenräume usw. usf. 
Links und Rechts dann, Solidität suggerierend, ordentlich angeflanscht: die Warp-Antriebsgondeln. Sicherlich wirken diese wie eine Mischung aus Baumstamm, Vibrator und Strahltriebwerk, aber verleihen dem ganzen Konstrukt eine männlich-potente Anmutung, die irgendwie sexy, kräftig und agil wirkt. 

Wenn Sie jetzt links aus dem Fenster schauen, sehen Sie...

Der Name, den ich für mein illustriertes Hirngespinst gewählt habe, lehnt sich an ein lästiges Insekt an – die Bremse. Da Militärtechnik eine ganz eigene Ästhetik besitzt und ich mich persönlich sehr für die menschlichen Hintergründe dieser Erzeugnisse interessiere, war es für mich immer ein amüsantes Rätsel, warum alle Arten von Tieren mit ihrem Namen für todbringende Gerätschaften herhalten mussten. Gerade die deutsche Geschichte strotzt nur so von Land-, Luft- und Wasserfahrzeugen, die animalisch betitelt wurden und werden. Seien es Raubtiere oder Parasiten – ja sogar Nutzinsekten – alles schien brauchbar um etwas damit auszuzeichnen. In dieser Tradition steht also die "Gadfly" – in meinen Augen wirklich passend.
(D.P.)

Bei nächster Gelegenheit bitte wenden!

Wer bremst, verliert...!

Schwerelosigkeit: Von der Leichtigkeit des Seins.

Montag, 9. September 2013

Planfisch-Kalender 2014: Making of. [2]

Gesucht wird Hauke H.
Juli: Schimmelreiters Erbe

Alles fließt – das sich durch unseren 2014er Kalender ziehende, maritime Grundthema wurde für den Monat Juli ornamental bearbeitet. Ich hatte noch verschiedene Edelsteine und diese Achat-Scheiben aus vergangenen Urlaubstagen in Reserve, die mir schon immer gefielen. Diese schönen bisher ungenutzten Stücke hatte ich mal wieder "rausgekramt" und wollte unbedingt was damit machen – mir schwebte eine Art Collage vor.
Dazu fand ich Muscheln sehr passend, welche ich natürlich auch im Deko-Fundus hab, teilweise selber am Strand gefunden oder auch gekauft bzw. geschenkt bekommen habe.
Muscheln, Steine Schneckengehäuse etc. habe ich dazu fotografisch auf einem Leuchttisch liegend aufgenommen, um einen schönen Durchscheineffekt zu erzeugen, den man sonst nur schwer erzeugen kann.

Jacques Cousteau wäre stolz!

Die Idee mit dem Durchscheinen fing zuerst mit der Achat-Scheibe an, da diese so viel interessanter wirkte und die grüne Farbe viel mehr Spannung zeigte. Durch ihre geringe Opazität erscheinen die Objekte sehr interessant, ganz anders und je nach Blickwinkel neu. Sie bekommen auch dadurch eine andere, viel leichtere und strahlendere Farbe. In diesem Stil hab ich auch weitere Objekte (Edelsteine und -steinchen, Glasperlen, Muscheln) aufgenommen. Nach dem Fotografieren lag dann das Freistellen der Objekte an – alles was Hintergrund war, musste raus, damit ich die Einzelteile formschön kombinieren konnte. Zwar herrscht auf dem ersten Blick Symmetrie vor, doch wird diese oberflächliche Symmetrie durch die Collagenhaftigkeit und durchdachter Unordnung der Elemente aufgebrochen in eine andere neue Form gebracht. Sieht man ein Gesicht? Ein Fabelwesen? Oder ein beschwörendes Totem? Ich überlasse es der Fantasie der Betrachter, was sie sehen wollen...
Beim Bildtitel schoss mir sofort Storms Schimmelreiter ins Bewusstsein. Gerade durch die von D.P. angeregte Umkehrung der Farben bekommt das Bild einen realitätsferneren, mystischeren Zug, der der Gespenstergeschichte vom Deichgrafen abstrakt illustriert.

(S.V.)

Donnerstag, 5. September 2013

Planfisch-Kalender 2014: Making of. [1]

September: 38-cm-SK-L/45

Entsprechend der wässrigen Assoziationen, die dem Rezipienten beim Hören des Namens "Planfisch GbR" (bzw. Fischplan-Blog) durch den Kopf treiben mögen, bedient das Bild für den September 2014 sinister-maritime Großmachtsfantasien. Basierend auf einem für Expertenaugen doch eher grobschlechtigen SketchUp-Modell eines semifiktiven deutschen Linienschlachtschiffs der kaiserlichen Marine, welches ich schon vor längerer Zeit in einem Anflug von manischer Langeweile ohne Unterwasserrumpf erstellte, glänzt der gerenderte Stahlkoloss in all seiner Pracht. Grundlage für das in den Details relativ freie und schlichte 3D-Modell war die letzte Serie sogenannter Großlinienschiffe der Bayern-Klasse. Erstmals mit einem übergroßen Kaliber der Hauptartillerie ausgestattet, sollten diese überaus teuren Monstren den ebenso monströsen Einheiten der britischen Royal Navy Paroli bieten, um dann letztlich nur spärlich eingesetzt zu werden. Apropos Kaliber: Wer sich noch immer wundert, warum das Septemberbild einen so kryptischen Namen trägt, dem sei verraten, daß 38-cm-SK-L/45 die Kaliberbezeichnung der oben beschriebenen Geschütze war, von denen insgesamt 8 in 4 Zwillingstürmen verbaut waren.
Warum gerade diese dampfenden, stampfenden, stählernen Giganten so eine morbide Faszination auf mich ausüben, kann ich nicht näher ausführen – aber sie entwickeln fast hundert Jahre nach ihrem Entstehen eine eigene Schönheit und Wirkung auf den nachgeborenen Betrachter.

Sütterlin-Lese-Schreib-Kurse nicht mehr gefragt.

Das fertige Kalenderbild war, man sieht es ihm auf dem zweiten Blick an, ein relativ hartes Stück Arbeit: Nachdem ich einige anfangs zu statisch wirkende Details am SketchUp-Modell verändert hatte (z.B. die Drehstellung der Geschütztürme, Stellung der Suchscheinwerfer und Entfernungsmesser etc.) hieß es zuerst eine ansprechende Perspektive zu wählen, die imposant wirken sollte. Nach einigen Überlegungen – frontal, von der Seite o.Ä. – entschied ich mich für eine klassische "schräg-von-vorn"-Blickrichtung, die suggeriert, man befände sich auf einem kleinen Boot, das sich dem Koloss nähert. Den Schwächen des 3D-Programms geschuldet, hieß es zuallererst die verschieden in ihrer Ansichtsdarstellung definierten Export-JPGs via Photoshop ineinander zu kopieren, um die Schattenwürfe und Konturen aufeinander abzustimmen. So liegen nach meiner Erinnerung 6 verschiedene Ansichts-JPGs ein und der selben Perspektive unterschiedlich moduliert übereinander – von den Texturen ganz zu Schweigen. Denn diese mussten (ebenso den beschränkten Möglichkeiten des alten SketchUp-Programms geschuldet) separat "aufgetragen" werden, um dem Modell eine abgewetzte, verbrauchte und angerostete Anmutung zu verpassen. Dank frei erhältlicher Texturen und eigenem Bildbestand war die Auswahl leicht – die Einarbeitung nicht. Auch wenn man es auf dem fertigen Druck kaum wahrnehmen wird – der Rumpf ist nun mit vernieteten, perspektivisch verkrümmten, seewassergeschädigten Platten texturiert, die Farbgebungen neu reguliert und auch einige Schatten und Details (z.B. Rostverläufe an den Bullaugen) wurden vereinzelt nachgebessert. Mittels Illustrator ergänzte ich noch filligranere Einrichtungen wie die Antennenkabel und Takelage und kombinierte zur Abrundung des Ganzen noch Belichtungen und Unschärfen miteinander, um dem Betrachter Tiefe und Dynamik zu vermitteln. Eine weitere Herausforderung stellte die "Schwimmbarmachung" dar. Pflügt das Schiff durchs Wasser, oder scheint es still zu stehen? Als Mittelweg ließ ich mich vom Fliegenden Holländer inspirieren – und so brandet zwar das Meer sanft am Rumpf, aber ansich steht es still zwischen nebeligem Dunst und dem treiben der Strömung – ein Geisterschiff aus Stahl, sich spiegelnd auf kräuselnder Meeresoberfläche.
Combined Forces.

Mit Abschluss der grundlegenden Konstruktionsarbeiten stand nun also die Einbindung in ein aussagekräftiges Bild an. Ich probierte unterschiedliche Ideen aus und testete auch verschiedene Licht- und Farbstimmungen aus und kopierte eine selbsterstellte Vektorgrafik mit allerlei technisch wirkenden Firlefanz darüber. Nach Recherche authentischer Bilder des Seekriegs aus der Zeit von 1914 bis 1918 begeisterten mich dann auch noch Fotografien strahlender Suchscheinwerfer bei Nacht. Diese gleißend hell die Nacht zum Tage machenden Scheinwerfer waren installiert worden, um auch in der Dunkelheit z.B. einen nächtlichen Angriff von Torpedobooten abzuwehren. Mittels Photoshop beleuchtete ich also die Szenerie und verlieh dem virtuellen Giganten Leben. 
Und so – im Verbund mit einrahmenden, rostroten Nietenstahlplatten, einem Sütterlin-Schriftzug und dem steampunkig verfremdeten Konterfeit Admiral Tirpitz' gelang ein Endprodukt, was irgendwo zwischen abgegriffener Ansichtskarte, marodem Filmplakat und schön überfrachtetem Buchtitel liegt – Ahoi!
(D.P.)

Montag, 2. September 2013

Alles Gute zum Geburtstag!

Weiter so!

Am gestrigen Tage verschlug es einen Teil der Planfische zur Jubiläumsfeier des Stadtgartens Connewitz: dieses schonmal in diesem Blog angepriesene Kleinod im Süden der Stadt Leipzig feierte runden Geburtstag! Zum 20. war dieser kleine, aber wunderschöne Flecken Stadtgrün voller Gratulanten und man ließ es sich bei handgemachter Musik, allerlei süßen Leckereien und einem buntem Sortiment Getränken, trotz wenig anheimelnder Temperaturen, gut gehen und zelebrierte zwei Jahrzehnte emsiger, aufopfernder Arbeit im Sinne einer lebenswerteren Stadt. Aus einem trostlosen, verwilderten Schulgartenrest haben hunderte Hände in all den Jahren eine kleine Oase geschaffen, in der es grünt, brummt und summt und die kleine wie große Besucher einladen möchte, die Vielfalt des Lebens mitten im urbanen Raum kennenzulernen! 
Und da Worte meist nur Schall und Rauch sind, lasse ich an dieser Stelle Schnappschüsse sprechen und rufe auch zur Spende auf: spendet Zeit für einen Besuch im Stadtgarten Connewitz, spendet etwas zur Erhaltung dieses Projekts und werdet sogar Pate – jeder Cent zählt und auch kleine Beiträge zählen!


(D.P.)