Donnerstag, 29. Oktober 2015

Geisterstunde.


Süßes oder Scharfes...
Kürbisschnitzen als Erholungsmaßnahme.

Da mich seit ein paar Tagen eine Herbst-Grippe plagt, habe ich ein paar Gänge heruntergeschaltet und versuche mich zu erholen. Förderlich dabei sind Abwechslung, frische Luft und leichte kreative Tätigkeiten. Und weil Halloween naht, lag nahe, die noch herumstehenden Kürbisse aus elterlichen Gartenanbau zu Deko-Zwecken umzugestalten. Denn Halloween (und der Herbst im Besonderen) ist auch immer irgendwie Bastel- und Dekorationszeit! Und so habe ich also in Ruhe den Rundlingen einen Deckel verpasst, die Kerne entfernt und das Fleisch herausgekratzt. Das Schnitzen selbst ging flott und leicht. Zur Abrundung und natürlich optimalen Geisterabwehr stellte ich noch ein Teelichte bzw. Kerzen in die Kürbisse und drappierte meine Werke auf dem Balkon. Die Dämonen der Nacht können ruhig kommen…
Ach ja: aus dem herausgekratzten Kürbisfleisch kochte ich noch ein gesundes Süppchen – raffiniert verfeinert mit ordentlich Knoblauch, Ingwer und Chili. Lecker!


Huibuuuh!
(S.V.)

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Überdruckventilation. [4]

Hass – quo vadis?

Montags in Sachsen ist Deppentag. Ob Dresden oder Leipzig – es marschieren (und nicht spazieren) angeblich besorgte Bürger durch die Innenstädte und blöken ihre plumpen Parolen in die Welt. Sie möchten das Volk sein. Sind aber nur der pöbelnde Mob. Doch nicht nur auf der Straße, wo sie durch die Polizei von den Gegendemonstranten leidlich getrennt werden, sondern auch und vor Allem im Netz in den (a-)sozialen Netzwerken wie Facebook trieft es nur so vor Vorurteilen, Polemik und Gewäsch der Rechtsaußen-Ausleger, die u.a. die aktuelle Flüchtlingsproblematik für sich instrumentalisieren und so nützliche IdiotInnen rekrutieren, die wie die Äffchen alles nachplappern, teilen und für wahre Münze halten. Die üblich verdächtigen braunen Brandstifter und Körperverletzer, neokonservative AfD-Konsorten, wirre Verschwörungstheoretiker und ewig Vorgestrige zündeln kräftig herum – zuerst verbal und dann im Flüchtlingsheim. Kurzum: Der Hass grassiert. In Wort und Bild und letztlich in Taten. Hass auf alles, was nicht der national-asozialen, menschenverachtenden Weltanschauung oder dem kleinbürgerlichen, besitzstandswahrenden Bild der Mitläufer (und Mitspazierer) entspricht – besonders hier im Freistaat Sachsen. Da marschieren Menschen von Nebenan mit denen mit, die sie bei Tageslicht und unter Einschaltung der letzten Denkreserven nicht mal mit dem Arsch ansehen würden und fühlen sich dann noch auf den Schlips getreten, wenn man sie als Nazis bezeichnet. Merke: Scheiße bleibt Scheiße, selbst wenn man ein Schirmchen reinsteckt und sie als Schokolade deklariert. Es stinkt weiter.

Der Freistaat ist übrigens – entgegen der Meinung solch illustrer CDU-Geronten wie König Biedenkopf I. „Sumpfsachse“ – tatsächlich fruchtbarer Hass-Boden. Statt die Scheuklappe vom rechten Auge zu nehmen, werden seit rund 25 Jahren (nach Leipziger Marketingzählung also etwa 657 Jahre) rechtsextreme Straftaten als Lausbubenstreiche verharmlost und stattdessen zum Beispiel lieber Prozesse gegen die geführt, die den braunen Sumpf trocken legen wollen oder sich dem marschierenden Mob entgegenstellen. Und auch so mancher simpler Sachse von der Straße ist zu gern bereit, den Rattenfängern zu folgen, weil ihn eine diffuse Angst vor allem treibt, was er nicht verstehen will. Lösungen für Probleme bieten sie alle nicht. Zumindest keine, die der komplexen Lage angemessen wären, darüber hinaus nicht menschenverachtend sind und nicht von vollkommener Empathiefreiheit künden würden. 

Ich frage mich bei all den alles hassenden Möchtegern-Abendlandbewahrern immer nur eins: Wohin soll dieser Hass führen? Ließe man all die Björns, Fraukes, Lutze und Silvios machen, wie sie gern wollen, würde das kein Ende finden. Denn mit etwas Phantasie kann man sich ausmalen, daß zur Zehrung des Hasses immer neue Hassobjekte nötig sind um die zerstörerische Flamme am lodern zu halten, die doch nur Ausdruck eines gestörten Ichs ist...zerfressen von Kleingeistigkeit, Minderwertigkeitskomplexen und Selbsthass. Heute sind die Opfer Flüchtlinge und deren Helfer, vorgestern waren es Juden und in Zukunft? Linke? Brillenträger? Linkshänder? Wer wird als nächstes gehasst? 
Und wenn eines Tages alles weggehasst sein wird – nimmt der letzte sich dann selbst den Strick und löscht das einzige aus, was es noch zu hassen gibt…?

(D.P.)

Dienstag, 13. Oktober 2015

Planfisch-Kalender 2016.

Value for money!
Noch viel viel schönererer!
Wieder einmal können wir mit Stolz verkünden: Es ist vollbracht! Unser offizieller Kalender für das kommende Jahr ist nach langem Hin und Her endlich druckfertig. Und um die Kaufentscheidung postitiv zu beeinflussen – denn 19,95€ sind für dieses Prachtstück nicht zu viel oder wenig verlangt – stellen wir die einzelne Bilder auf diesem Kanal einzeln vor. Und bevor es entsetzte Anfragen gibt, ob die hier gezeigten Bilder mit den obskuren Wasserzeichen ausgeliefert werden: Natürlich nicht! Der fertige Kalender zeigt die Motive in ihrer ganzen Pracht.

Prolog.
Nachdem bis auf zwei oder drei Exemplare im letzten Jahr alle Kalender erfolgreich verscherbelt werden konnten, überlegten wir intensiv, ob es für das nächste Jahr mal was Anderes sein könnte. Das große Grübeln zeitigte Ideen wie Bilderbuch, individualisierte Spirituosen oder andere Nettigkeiten. Letztlich einigten wir uns dann doch wieder auf die Gestaltung eines Kalenders. Denn der hängt schließlich ein ganzes Jahr, ist praktisch und monatlich abwechslungsreich. Und 12 (bzw. 13) Motive haben wir immernoch zusammengekriegt, die abwechslungsreich genug sein würden, um uns Planfische angemessen widerzuspiegeln. Ein Gestaltungselement, was sich auch beim neuen Kalender erhalten hat, ist das Spiel mit Körnungen und Rauschen. Hinzugekommen sind diesmal aber noch Farbakzente, die die Bildmotive noch plakativer machen. 
Doch im Unterschied zum letzten Jahr stockte es aufgrund unterschiedlichster Gründe hier und da manchmal gewaltig im Kreativgetriebe: Bildmotive wurden erst für gut befunden und waren am nächsten Tag schon nichts mehr wert, weil schon die nächsten Ideen den Gedanken vom Vortag vom Hofe gejagt hatten. Im Prinzip könnte man ewig friemeln und basteln und an Details schrauben und verlöre sich im Nirvana der unterschiedlichsten Ideen. Letztlich wurde aber (nach einem internen Machtwort) alles gut und wenn der Druck so gut wie im letzten Jahr wird, erwartet die geneigten AbnehmerInnen für unschlagbare 19,95€ ein vielschichtiges Produkt zur Verzierung jeder noch so schäbigen Wand!

0 – Titelbild.
0 – Titelbild. „Ich steh bei einer Laterne und die Laterne bei mir…“ 
Das Titelbild (oder Bild 0) ist das zuletzt entstandene Motiv und zeigt einfach und selbstironisch uns. Montiert aus zwei Einzelaufnahmen – S.V. Ausschau haltend, D.P. qualmend – entschieden wir uns kurz vor Ultimo noch für eine Störung der Sehgewohnheit und trennten die Bildhälften durch eine Höhenverschiebung, die in der unteren Bildhälfte ineinander übergeht. 

1 – Januar.

1 – Januar. „Дружба!“
Die Verbindung von Fotografie, grafischen Elementen und Typografie ist seit jeher eine Herausforderung und auch Grund für Auseinandersetzungen zwischen verschiedensten Standpunkten. Besonders schöne Lösungen für diese Probleme fanden schon vor über 90 Jahren die sowjetischen Avantgardisten indem sie Fotografie und Grafik gleichwertig behandelten und nach Dekonstruktion in die Grundbestandteile collagenhaft neu kombinierten und so alte Sehgewohnheiten zerstörten und neue erschufen. Das Januar-Bild ist quasi als Würdigung dieser Art der Bildgestaltung zu verstehen – inklusive kyrillischen Schriftzugs.

2 – Februar.

2 – Februar. „Tauchen! Tauchen! Tauchen!“
Der zweite Monat des Jahres taucht thematisch ab in fragile Sphären. Nie sah glibberig-tentakelndes Leben eindrucksvoller aus, als auf diesem Bild. Mittels diverser Filter und Nachbearbeitungen wurden Form- und Linienspiel hervorgehoben und die zerbrechliche Schönheit der fotografisch gebannten Wirbellosen eindrucksvoll in Szene gesetzt

3 – März.

3 – März. „Petri Heil!“
Anglers Dank! So oder so ähnlich schwirrte es am Ende durch das innere Ohr, als aus einem eher drögen Bild – einer Komposition aus Teichufer, entlaubten Herbstbäumen und gefräßigen Fischen – etwas anderes, interessanteres wurde. Denn durch die Ergänzung einer mehr schlechten als rechten SW-Fotografie irgendwelcher Altvorderen, die völlig verwackelt, vergilbt und räudig daherkam, bekam das Ganze einen eigenen, morbiden Touch...

4 – April.

4 – April. „Ich sehe nur fliegende Hunde im Kaleidoskop…?!“
Grundlage des April-Bilds bilden Fotos von Flughunden, herabhängend von ihren Ruheästen. Dank mühseliger Freistellungsarbeiten und aufwändiger Nachbearbeitung und Neuordnung, entstand ein ornamentales, plakatives – auf den ersten Blick simpel erscheinendes – Motiv, das den Betrachter anzuschreien will und entfernt an alte Heavy-Metal-Plattencover erinnert... Motörheads Overkill – wir hörn dir janz leise trappsen!   

5 – Mai.
5 – Mai. „Sex sells again“
Floral-figürlich mit echter Figur, statt irgendeine stelzige, austauschbare Dürre. Ein Motto, das dem Mai-Bild zugrunde lag. Die harten Kontraste, die grobe Körnung, das Spiel mit Hell und Dunkel im Kontrast mit den bunten Blüten machen dieses Bild zum Augenschmaus.

6 – Juni.
6 – Juni. „Blut und Eisen…äh, Stahl!“
Unser Faible für Industriearchitektur und -oberflächen bricht sich im Juni Bahn. Auf augenscheinlich einfache Art kombiniert, vereinen sich tragende Strukturen aus Stahl mit einer scherenschnittartig beigefügten Lampe, aus der statt Licht Flüssigkeit ins Weiß der Oberfläche blutet. Es bedarf nur weniger Mittel, um Sehgewohnheiten zu irritieren.

7 – Juli.
7 – Juli. „Nicht schon wieder ein Raumschiff...!?“
So ungefähr endete die Diskussion im Vorfeld der Entstehung dieses Bildes. Aber Weltraum und Planet durfte sein – wenn auch merkwürdig gestört und in einen anderen Zusammenhang gestellt. Nach einigen Experimenten, mit dem Ziel, den Betrachter zu irritieren, reichte der Griff zum Kernobst und der Rest wurde mittels Photoshop komponiert: eine Welt im Klammergriff.

8 – August.

8 – August. „…ich habe aber Höhenangst!“
Statt einen jungen Mann zum Mitreisen zu suchen, stellen wir im August eines der beeindruckendsten Fahrgeschäfte ins Zentrum und steigen noch höher hinaus und stellen den mechanischen Riesendrehling in Zusammenhang mit einem Sammelsurium verschiedener Heißluftballons. Der Himmel ist die Grenze! 

9 – September.

9 – September. „Hör mal, was da brummt.“
Ein kleiner dicker Brummer kommt ganz groß raus. Nachdem der Sommer ins Land gegangen war, rastete auf dem Weg in den Herbst die eine oder andere Hornisse am Wegesrand und musste nur noch fotografiert und in eine bedrohliche Szene gesetzt werden. 

10 – Oktober.
10 – Oktober. „Bau auf, bau auf!“
Wirklichkeits(re-)konstruktion via Photoshop – eine Hochbunkerruine, ein Unwetterhimmel und diverse Kleinteile (z.B. von alten Lokomotiven, Bauelemente des leipziger Völkerschlachtdenkmals etc.) fügen sich zusammen zu einem phantasievollen Ganzen, welches rätselhaft zur Frage verleitet, was sich hinter den dicken Mauern verbergen mag…

11 – November.

11 – November. „Eine Alternative zu alternativen Realitäten…“
Vamos a la Playa...oh, oh, oh, ohooo... Im November dürfen sich die KalenderkäuferInnen auf eine gekonnt komponierte Kombination von 3D-Elementen, Vektorgrafiken und verschiedensten Panoramafotografien freuen. Im Zentrum stehen die turmartigen Konstruktionen, der imposante Himmel und die mit gleißendem Licht untergehende Sonne am ozeanischen Horizont, die sich vereinen zu einer fernwehmütigen fiktiven Landschaft.

12 – Dezember.

12 – Dezember. „…mmmh?!“
Eine fixe Idee, mal schnell auf Papier gekritzelt, vergoren mit Ratlosigkeit und Zweifel doch anschließend zum kreativen Schnellschuss verklärt und für gut befunden: Das letzte Bild des Kalenders ist wohl das dreisteste und möglicherweise auch verstörendste. Statt klarem Hochglanz regieren Licht, Schatten, Rauschen, Korn und wilde Strukturen und formen eine Art Portrait, das keins sein will und auch uns irgendwie zu verstören vermag.

(S.V. & D.P.)

Dienstag, 6. Oktober 2015

Schlüpfrig & obszön. [27]

Bitte warten! Bitte warten! Bitte warten!

Bis zur endgültigen Fertigstellung des neuen Planfisch-Kalenders für das kommende Jahr 2016, verkürze ich heute und hier die Wartefrist ein wenig und sorge für neues von der Gestaltungsfront – wenn auch in farbloser Gestalt. Das nachstehende Machwerk reiht sich eigentlich ein in die Reihe der in diesem Jahr in diesem Blog erschienenen Black'n'White-Castle-Reihe (Schlüpfrig & obszön. [18 – 25]) und markiert in gewisser Weise einen Abschluss: denn mein aktuelles Skizzenbuch ist in gefühlter Rekordzeit vollgekritzelt und wird seinen Platz im wohlgeordneten Chaos finden, welches den Schreibtisch säumt und dort erstmal verstauben. Und eine der letzten Machwerke in eben jenem Zeichenbuch ist das hier gezeigte Bildlein – wie immer befreit von kleineren Fehlern und überflüssigen Strichelchen... 
Es wird also Zeit das neue, noch in seiner Schutzfolie sinister vor sich hin grinsende Skizzenbuch mit flottem Strich zu entjungfern und zu beschmutzen – Hurra!



(D.P.)

P.S.: Demnächst dann alle Bilder des kommenden Planfisch-Kalenders 2016 in der fischplanigen Diskussion!