Mittwoch, 11. Juni 2014

Hurra...

Der Google-Übersetzer ist schuld...

Fuleco heißt nicht Arsch?
"Jetzt freu dich doch mit! Wir haben gewonnen! Unsere Jungs werden Weltmeister!" Ja, klar. Sie sind doch schon Weltmeister "eure Jungs"...: Werbeverträge, Gagen, Spielereinkommen, Passantenumfahren, Medienpräsenz etc. – Weltspitze. Wie das nervt! Dabei hat dieser die tumben Massen einlullende Brot-und-Spiele-Irrsinn noch nicht mal angefangen, doch seit Wochen wird man quasi rund um die Uhr belästigt mit den Gesundheitszuständen des Mannschaftsmaterials, WM-Reportagen, Promotionblödsinn, Werbespecials usw.  
Fußball war mal – ich erinnere mich trübe an meine Kindheit und Jugend – ein Vergnügen der Hinter- und Schulhöfe, betrieben von Kindern, Jugendlichen und Werktätigen zur Freizeitgestaltung bei Wind und Wetter. Es reichte aus, sich das Tor zur Not nur vorzustellen. Zwei Rucksäcke taten's auch. Fouls waren nur so gemein, wie die gegnerischen Schienbeine hart waren und Regelwidrigkeiten wurden zwischenmenschlich irgendwie immer gelöst – ich weiß von welchen Heulsusen Hobbystürmern ich schreibe. Das ist m.M.n. Fußball und das könnte sogar ich mögen, wäre ich nicht so unsportlich. Der kommerzielle Fußball dagegen wird mir immer mehr zum Graus. Der ohrenbetäubende Trubel, die aufgesetzte Heiterkeit, die Massenaufläufe drumherum sowie das Belästigen von Desinteressierten und Unbeteiligten tun dazu ihr schlimmstes. Es scheint irrelevant zu sein, daß es auch Menschen (und Männer) gibt, denen das Getue ums runde Leder scheißegal ist. 
Die eindrücklichste Erinnerung an diesen sinnfreien Terz ist jene, als ich vor Jahren (muss 2006 gewesen sein) in der Straßenbahn nach Hause fuhr und von freudebesoffenen, lustig-brüllenden und in Herde auftretenden Jugendlichen subtil-aggressiv zum Mitfreuen gezwungen werden sollte angesichts irgendeines Sieges der deutschen Mannschaft. Das gipfelte letztlich damit, daß ich mit mir gegen meinen Willen aufgemalten Flaggen auf den Wangen vollends genervt und vor Wut kochend aus der Tram ausstieg. In Gedanken hänge ich noch heute der Vorstellung nach, diesen Krampen von Hobby-Kosmetikern im Gegenzug eine abgebrochene Bierflasche ins Gesicht  zu schlagen. Olé Olé Olé...! 
Warum sollte man also die Fußball-WM in Brasilien anschauen im Fernsehen oder beim Freiluft-Pöbel-Kucken diesen überbezahlten Fachidioten beim stolpern und tappern zusehen? Warum schmücken normale BürgerInnen plötzlich ihr Auto mit kleinen Fähnchen, wo doch das Benzin nach deren Aussage so empörend teuer ist, als daß sich solche aerodynamischen Spirenzchen bei genauerer Überlegung von selbst verbieten würden? 
Doch zurück in die zweite Welt: Beim Stichwort Brasilien denk ich in erster Linie an pralle weibliche Hinterteile mit und ohne viel Bikinistoff drumherum (Wer wird Miss BumBum 2014?), Karneval, Amazonas, Urwald, Drogen, zügellose Gewalt und Armutsviertel. Zuckerhut, Beton-Jesus, die Retortenhauptstadt Brasilia und Samba kommen mir auch in den Sinn. Und immerhin sind die Wellblechhütten in den Favelas schön von der Sonne beschienen – Armut könnte doch so schön und idyllisch sein, wären die Armen nicht. Addiere ich jetzt noch die FIFA-WM 2014 dazu, ziehen jedoch Wolken auf an der Copacabana: heuschreckenartige Herren, so korrupt wie greis, verschachern ein sportliches Großereignis an das korrupteste/meistbietende Schwellenland in Südamerika, wo dann flugs für Milliarden Real neue Stadien aus dem gerodeten Urwaldboden gestampft, Ureinwohner vertrieben und Armenviertel geräumt werden – Samba! Wer braucht schon Regenwald, Krankenhäuser, Schulen, Sanitäranlagen usw.!? Samba!  
Das Maskottchen dieser mehraktigen Groteske heißt übrigens Fuleco (ein Kunstwort, zusammengewürfelt aus futebol und ecologia...naja. – Auf deutsch würde das wohl "Fußöko" oder so heißen und wäre analog zum vom Aussterben bedrohten Gürteltier ein irrer Auerhahn). Medial wurde breitgetreten, daß das angeblich 'Arsch' auf portugiesisch heißen würde. Doch das stimmt so wohl nicht ganz. So kursieren zwei Versionen zur Bedeutungsschwangerschaft und Wortherkunft: die eine besagt, daß dieses Kunstwort vorher nicht exisitiert hat und erst als Ausdruck des Protestes der Einheimischen fäkal belegt wurde; die andere Version bezeichnet Fuleco als brasilianischen Slang-Ausdruck, der tatsächlich so oder anders geschrieben, jedoch genau so intoniert den finalen Schließmuskel des Menschen blumig-deftig bezeichnet. Nachvollziehbar klingt beides. Nicht nachvollziehbar (und das schon immer), ist dieser Hang der Menschen, sich mit solchen Veranstaltungen zu identifizieren – oder infizieren zu lassen. Bringt es einer x-beliebigen Jaqueline oder einem Durchschnitts-Kevin wirklich was fürs persönliche Leben, wenn Deutschland wider Erwarten mal wieder Weltmeister werden würde? Bräche der lokal begrenzte Weltfrieden aus? Würde das Gras grüner, der Himmel blauer und die Hühner glücklicher werden?
Ich weiß, daß an dieser Stelle miesepeterige und spielverderbliche Züge lesbar werden, aber das Beispiel Italien zeigt doch eindrücklich, was tatsächlich möglich ist, wenn man mal wieder Weltmeister im Fußball wird: das Staatsdefizit sinkt auf historisches Niveau, der Papst hebt den Zölibat auf, die Mafia verliert zunehmend an Einfluss, altersgeile Ministerpräsidentendarsteller ziehen sich würdevoll aufs Altenteil zurück und geben sich nur noch mit gleichaltrigen Geschlechtspartnerinnen BungaBunga-Orgien hin (bis der Fuleco weh tut), weniger Maschinenöle im Olivenöl, keine Müllskandale mehr, FIATs rosten nicht mehr ganz so schnell usw. Es besteht also doch noch unberechtigte Hoffnung.

In diesem Sinne also: Sport frei!

(D.P.)

Kick mich!
P.S.: Für die eifrigen Bastler und all diejenigen, die zwischen den Spielen Beschäftigung suchen, hier noch der offizielle Planfisch/Fischplan-Papierfußballbastelbogen! Einfach Grafik herunterladen, auf stabilerem Papier ausdrucken (DIN A4), ausschneiden, falzen und zusammenkleben! Schwierigkeitsstufe: Hoch! Aber wer Weltmeister sein will, schafft auch das! 

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